WEBSEITE VON JOSEF BÜCHELMEIER
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La poesia non è merce perché non è consumabile. Non è prodotta ‚in serie‘: non è dunque un prodotto. E un lettore di poesia può leggere anche un milione di volte una poesia: non la consumerà mai.

Pier Paolo Pasolini

Rede zum "Anti-Kriegstag" 2023 in Friedrichshafen

Friedrichshafen und der Krieg - Zwei Gesichter einer Stadt
2023_09_01_18_59_51.mp4
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2001 - Rede als frischgebackener Oberbürgermeister

Zeitsprung ins Jahr 3000
Rede zum Amtsantritt 2001 als OB von Friedrichshafen
Zeitsprung ins Jahr 3000.pdf
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2023 - eine neue Zeit - ich versuche Themen mit Linolschnitten umzusetzen. Und habe Freude daran. Zum Beispiel bei meinem "alten" Thema See, Berge, Himmel - meiner täglichen Sicht auf die Welt, wenn ich mich in meiner Wohnung "zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt" fühle und nach Süden schaue. Da ist Wasser, Erde, Fels, Himmel, Wolken, Sonne - Elementares!

Allen ein gutes neues Jahr 2023 - mit vielen schönen Begegnungen und Erlebnissen....

GRÜN
Seit September 2021 bin ich Mitglied der Partei "Bündnis 90/ Grüne". Nach meinem Austritt aus der SPD vor längerer Zeit war dieser Schritt für mich konsequent. Ich möchte eine politische Richtung unterstützen, die sich im Programm und in der Realität ganz klar für Umweltschutz und Klimafragen engagiert. Aber auch gesellschaftliche Diversität und Feminismus, Antirassimus und Friedenspolitik meiner Meinung nach sehr plausibel vertritt.

 

Am 26. April 2021 schreibe ich hier nach einem Jahr voller Pandemie, persönlichen und gesellschaftlichen Veränderungen, die mich herausfordern.

Risse in der Seele, Risse in der Gesellschaft, Hoffnungen und Hoffnungslosigkeiten, der neue Umgang mit Tod und Leben, die zunehmende Konzentration auf das Eigene, Persönliche, Singuläre, auf die einzelne Identität löscht die Wahrnehmung des Gemeinsamen, des Allgemeinen, die Wahrnehmung der Natürlichkeit von Leben und Tod, der Vergänglichkeit der Welt aus. Das Virus hat eine neue Welt erschaffen. Oder sind es doch die Menschen, die durch Passivität diese seltsame, unschöne neue Welt entstehen lassen. Es fehlt die Balance von vita activa und vita contemplativa. Zuviel Angst überall, zu wenig Liebe, zu wenig Gelassenheit.

Am 26. April 2020 - In Zeiten der Krise

 

a. Ich bin allergisch gegen apokalyptische Szenarien.

b. Ich frage: Nach welchen ethischen Werten handeln wir nach dem Ende der Krise?

Wenn heute das einzelne Menschenleben, seine Gesundheit, seine Rettung, sein Wert über alle Freiheit, über alle wirtschaftliche Tätigkeit als absolut höher eingeschätzt wird, (worüber eben nicht gestritten wird, weil alles heute alternativlos ist), mit welchem Recht, auf welcher ethischen Basis kehren wir dann zu einer „neuen Normalität“ zurück, wie sie bis vor kurzem galt. Wir waren besorgt bezüglich Hunger und Not, in der Welt,  Ausbeutung, verschiedenen anderen gravierenden Krankheiten, Verkehrstoten, Feinstaub und Diesel und letztlich Klima und Naturschutz? Keines dieser Themen wurde medial und politish so aufgeheizt, dass ganze Gesellschaften und Wirtschaften in Gefahr geraten.

 

Ich möchte nur nachdenken dürfen, was „danach“ die Grundwerte, also die Basis unserer ethischen Entscheidungen sein könnten, sein sollten. Gibt es dann noch ein Zurück zu den Werten der Vor-Coronazeit? Und weshalb? Und wohin?  Ich bin gespannt auf einen ethisch-philosophischen Exkurs im Danach. Wird die Gesundheit und die Rettung von Menschenleben weiterhin "über alles in der Welt" gestellt werden? Oder kehren wir den verhungernden Kindern, den verzweifelten Menschen in unseren Städten und Dörfern den Rücken zu? Getreu dem Motto "Wir können nicht die Welt retten"!
 
Wolfgang Schäuble sagt es klar und ich spitze es zu: Die Fixierung auf Todesfälle durch das Virus und die totale Vermeidung des Sterbens – das ist Missachtung der „Würde des Menschen“. Und nun meine ich: Die faustischen Menschen in Gestalt von Fachwissenschaftlern ohne Zuständigkeit und machtverliebten Politikern (Wir schaffen das, wir können alles...)  - sie haben nicht nur die Wirtschaft, sondern auch unsere Gesellschaft und Menschlichkeit nachhaltig zerstört. Und vielen, vielen Kindern, Eltern, vielen Menschen großen Schaden zugefügt.

Aus Hybris gepaart mit Angst oder Übertragung von Verantwortung an Experten kann keine gute Entscheidung resultieren. Und Politiker mitsamt ihren Beratern haben uns monatelang in allen Medien mit unverständlichen, ja widersprüchlichen Statistiken zugemüllt. Und die Medien haben fleißig alles gedruckt, aber wenig selbst recherchiert.

Kommt gut durch - möchte man allen zurufen. Und kommt gut an nach diesen Irrfahrten.... 

 

Frühjahr 2020

Die weltweite Corona-Krise schafft viele ungeahnte Probleme und muss sorgfältig beobachtet werden. Ich sehe nach der Lektüre von Juli Zehs "Corpus Delicti" schwierige politische Zeiten auf uns zukommen. Nämlich die vollkommene Beherrschung allen Lebens, aller Bereiche durch staatliches Handeln - die alternativlose Unterwerfung unter  Wissenschaften statt auch mal den Kopf zu benutzen - Verlust der persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit, die auch Krankheit, Dummheit, Widerspruch und Fehler inkludiert. Alternativlosigkeit ist die Vorbereitung zur Diktatur.

Seit Herbst 2019 haben wir eine Wohnung im Stadtteil Poggi von Imperia. Wir erleben intensiv Italien, das Mittelmeer, die Menschen und die Lebensart in einer neuen Kultur - was für ein schöner Anfang einer neuen Lebensphase....

27. Mai 2019
Ein neuer Wind weht durch Europa - ich spüre das im Bauch&Kopf - gut so, endlich...
Es gibt Hoffnung auf Veränderung - so habe ich gewählt & viele andere
Wir müssen gegen Nazionalismus kämpfen - entschlossen und gemeinsam - stark! aber ja!
Das macht Spass und gibt Mut - solidarisch, sozial, ökologisch... und lustvoll - hey!
Europa hat Zukunft mit seiner mediterranen Tradition - humanistisch, sozial, demokratisch
Grüne Politik und liberales, soziales Gedankengut aus unserer 2500 Jahre alten Tradition -
Das ist die Zukunft für uns, unser Europa und die übrige Welt, die das willl..... yes we can

 

KLIMA-DISKUSSIONEN SAMT RETTUNG DER WELT ?  Ich bin wirklich unsicher. -

Einst war ein allmächtiger und allwissender Gott verantwortlich für die "Rettung der Welt" - heute fühlen sich Millionen selbsternannte, besserwissende Leute zuständig für die "Rettung der Welt". Irgendwie möchte ich begreifen, was da los ist..... glauben die alle "Wir schaffen das"?

Statt wolkiger Appelle und schillernder Demos würde ich gerne mal konkrete Szenarien auf wissenschaftlicher Basis lesen können: Was passiert wirklich, wenn wir ein, zwei, drei Grad Abkühlung schaffen? Und was passiert, wenn wir das Ziel um ein, zwei, drei Grad verfehlen? Und sehr gerne wünsche ich mir konkrete Überlegungen: "Wie stellen wir uns auf  einer wissenschaftlichen Basis auf möglicherweise katastrophale Szenarien schon heute mal in der Politik ein?" Wer sorgt durch vernünftige Massnahmen, Beschlüsse und Investitionen dafür, dass künftige Mitbewohner unserer Länder noch ein bewohnbares, zuknftsfähiges Land vorfinden. Nur E-Autos propagieren ist keine Lösung. Oder Strohhalme ersetzen: Schaut doch bitte die Relationen, Massstäbe und Korrelationen an! Es braucht wirkungsvolle Vorausschau und kühne Entscheidungen - ja.

Quasi wie der ägyptische Josef, der Vorsorge traf für eine künftige Katastrophe in seinem Land - jene Dürre, die eintraf, als der Nil nicht mehr das Land überschwemmte ......

Heute beobachte zum wiederholten Mal die Diskussion und Abstimmung im britischen Parlament zum BREXIT. Ich bin traurig und frustriert, ja entsetzt, dass im restlichen Europa nicht mehr Aufrufe an Great Britain gehen: Hallo Leute, das ist der Vorteil unserer europäischen Gemeinschaft!!! Es gibt ein tolles Buch: "How the Irish saved Europe" - Vielleicht rettet Irland nochmals Europa. Aber man / die politische Klasse & die BürgerInnnen müssten endlich Klartext reden. Ich mag nicht zuschauen, wie diese europäische Idee komplett ruckzuck untergeht.  Iosephus am 14. März MMXIX - heute bin ich genau 26.000 Tage Europäer

Auf dieser Webseite finden sich kurze Informationen über mich und mein Leben, meine Themen, meine Einfälle, Texte, Bilder und vieles mehr...

Glückwünsche für eine Erde, die von unten her, aus dem Boden, den Feldern, den Buchstaben, Texten und Zahlen ganze Gebirge an stabiler Welt und komplexem Wissen aufbaut. Darüber ein bunter, lustiger Himmel und glücksverheissende, unbeschwerte Wolken. Diese sind in ihrer Flüchtigkeit und Leichtheit die besten Zeugen der ewigen Wiederkehr und der Vergänglichkeit des Schönen. Und ohne sie gäbe es kein Leben ausserhalb der Flüsse und Meere.....

Einfach zum Nachdenken: Wenn über öffentlichen Nahverkehr, Busse, Bahnen und andere Lösungen gesprochen wird, dann steht meistens der Nutzen für die sogenannte "Umwelt" im Vordergrund. Die Einsparung vom schrecklichen CO2. Viel wichtiger scheint mir der soziale Aspekt am ÖV - den ich seit Jahren als absoluten Vorteil sehe.

Die Menschen in ihren individuellen Traum-Blechdosen - Auto genannt - bewegen sich doch eingebettet in Systeme aus Ampeln, Verkehrszeichen, Regeln und Staus stundenlang durchs tägliche Leben und unsere Städte. Das wird sicher negative soziale Auswirkungen haben, oder? Bestimmt wurde das schon untersucht. 

Und wenn ich mit Bus oder Bahn fahre, habe ich schon vom Fussweg ab zur Haltestelle, in den Begegnungen mit Menschen, in Blicken, Hören, Riechen, Fühlen und natürlich in manchen Gesprächen ein total neues soziales Erlebnis. - ganz abgesehen von der körperlichen Bewegung, dem Erlebnis von Wetter und Wind usw.  Und selbst wenn 80 Prozent im Bus im Smartphone lesen, hören und/ oder Zeitungen lesen oder nur schweigend träumen - dann ist das doch vermutlich um Dimensionen besser für unser Leben als die Sardinendosenexistenz, die uns von den betrügerischen und phantasielosen Autobauern angeboten wird. Höhepunkt wird dann in Zukunft das autonome Fahren in der Blechdose werden, damit wir "schon auf dem Weg zur Arbeit  sorglos unsere emails lesen können". Echt krass, echt asozial, oder?

 

Schon aus Gründen des sozialen Lebens sollte das gemeinsame Fahren in Transportfahrzeugen, Bussen, Bahnen, Schiffen, usw. den Vorrang haben. Die politisch Verantwortlichen haben aber meistens nur schiefe oder gar keine Vorstellung davon, weil sie öffentliche Verkehrsmittel kaum oder nie benutzen. Zu ihrem eigenen Schaden.....
 

... et respice finem
 
was wird sein wenn eines tages alle
bildung zum ziel kommt und wenn
keine fülle des angesammelten wissens
uns hoffnung gibt auf die zeiten
die vor uns liegen und wenn das
omega aller kultur seine schatten
wirft
 
das erbe der griechen und römer und
franken und ägypter und azteken
und inkas und chinas und indiens und
aller völker ist in büchern gefangen
und jeder computer hat zugriff
zu diesem chaos
 
wenn in der schule in markdorf kein
mensch mehr unterrichtet und
niemand
an diesem ort in totem gemäuer
die quadratwurzeln sucht und  an
pythagoras erinnert und sokrates und
shakespeare und cicero und
voltaire. adenauer und europa sind
unbekannt zwischen vertrocknetem
gras auf den betonbrocken und den
asbestplatten
 
westwind aus salem weht ohne ende
und ohne wetterbericht still über
ruinen gegen den gehrenberg
und fern auf inseln erinnert ein
gespräch an die frühen schulstunden
im november zwischen dem summen von
fremdsprachen und heimlich geliebten
lehrerinnen im morgengrauen
 
die rosen im schulgarten sind
längst verwildert und glänzen in
altem rosa gegen die gelbe sonne
stolz auf den römischen namen aus
einem buch das längst zu staub
zerfallen zwischen den regalen der
bibliothek
 
 
 
josef büchelmeier 1993
festschrift 25 Jahre bildungszentrum markdorf

Unter dem Eindruck des Romans "Name der Rose" von Umberto Eco

Copiare il vero può essere una buona cosa,

ma inventare il vero è il meglio, molto meglio.

 

Giuseppe Verdi

 

Der Mückenschwarm abends
über meinem Kopf auf dem Balkon
diese unscheinbaren kleinen Tiere
machen mich nachdenklich und neugierig
ist es ein Tanz der Gefühle oder ein Ritual
oder dient es der Fortpflanzung oder ist es ganz
sinnlos oder sind es Widerspiegelungen meiner Gedanken und Gefühle
die da auf und ab schweben sich mir nähern und wieder entfernen
mit einer verwirrenden Geschwindigkeit und Beharrlichkeit soll ich
lieber nicht daran denken was das alles bedeutet und vielleicht braucht
es keinen Sinn weil es einfach da ist und mich in seinen Bann schlägt - immer abends

Manche Leute sind wie Schmetterlinge, sie betrachten das Leben als Spiel, Tanz, Komödie... und am Ende können sie hoffentlich sagen: "Es war schön, ich hatte mit viel Genuss eine Rolle in diesem Theater der Welt".

Dionysos - Gott der Metamorphose, der Verwandlung, der Komödie und des Rausches - er schenkte den Menschen den Wein ....

Diese alte Rebsorte - Pigato - kam wohl schon vor Jahrtausenden mit den griechischen Koloniegründern nach Marseille und an die nördliche Mittelmeerküste. Ich war jetzt bei der Weinlese in Ligurien. Beim Abschneiden der Trauben, beim Probieren einzelner süßer Reben, beim Geruch der warmen Erde erlebte ich die mediterrane  Welt in ihrer ganzen Fülle.

alles Leben ein Traum?   ʺwe are such stuff as dreams are made on and our little life is rounded with a sleep...ʺ  sagt William Shakespeare  im "Sturm"

In diesen Tagen Anfang 2017 verändert sich so vieles in meinem Leben. Ich trenne mich von Dingen, die mir nicht mehr viel bedeuten.  Ich trenne mich von Aufgaben und suche neue Wege. Ein wirklich befreiendes Gefühl, so schön...

Es gibt mehr Gedanken und Gefühle als Worte - dennoch schreibe ich manchmal einige Worte auf ...

Herbst

14. Okt. 2016
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Am Sonntagabend - 16. Oktober 2016 - gab es im Südwestrundfunk II  eine lange Sendung zu der Rezeption des Textes und der Vertonung von "Feuilles mortes" von Jacques Prévert und der Übersetzung als "Autumn Leaves" und den Jazz-Interpretationen des Liedes dazu, das ursprünglich Yves Montand gesungen hatte:

 

Les feuilles mortes

Oh, je voudrais tant que tu te souviennes,
Des jours heureux quand nous étions amis,
Dans ce temps là, la vie était plus belle,
Et le soleil plus brûlant qu'aujourd'hui.
Les feuilles mortes se ramassent à la pelle,
Tu vois je n'ai pas oublié.
Les feuilles mortes se ramassent à la pelle,
Les souvenirs et les regrets aussi,
Et le vent du nord les emporte,
Dans la nuit froide de l'oubli.
Tu vois, je n'ai pas oublié,
La chanson que tu me chantais...
C'est une chanson, qui nous ressemble,
Toi qui m'aimais, moi qui t'aimais.
Nous vivions, tous les deux ensemble,
Toi qui m'aimais, moi qui t'aimais.
Et la vie sépare ceux qui s'aiment,
Tout doucement, sans faire de bruit.
Et la mer efface sur le sable,
Les pas des amants désunis.
 
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/jazz/swr2-jazz-geschichte-eines-jazz-standards-6/-/id=659242/did=18058270/nid=659242/5rgv1a/index.html
 

wie ist der Herbst doch voller Leben...

herbstliche lust

leuchtet auf und

farbenfroh fällt

der sommer ins laub

voll dicker trauben

und dionysisch rauscht

frischer wein ins fass

und lässt hoffen

auf tänze und lieder

im keller des winters

bis lange ins frühjahr

da keimt wieder hoffnung

Im Sommer und Herbst 2016 habe ich mich viel mit Ovid, seiner Liebesdichtung, den Metamorphosen und seiner Person und seinem Lebenswerk beschäftigt. Mir scheint als habe dieser Dichter auch den heutigen Menschen noch viel zu erzählen. Alles ist im Fluss, alles wandelt sich, alles ist von der Liebe bestimmt - aber die Liebe ist eine Kunst - so lässt sich verkürzt sein Werk deuten und begreifen. Nicht das rohe, ungestüme Begehren, sondern das Werben und Suchen, das Gestalten und bewusste genussvolle Erleben der Liebe - wo beide Beteiligte einen Genuss spüren sollen - das ist ein Lebensmodell, ein Liebesmodell von Ovid. Ob Erich Fromm oder Wilhelm Schmid, die im 20. Jahrhundert über die Kunst der Liebe schreiben - Ovid hat vor 2000 Jahren in einer Welt voller Mythen, Göttinnen und Götter ein Menschenbild entworfen, das dem Körper und der Seele gleichermassen gerecht wird.

 

Er schrieb in einer Zeit, die noch unberührt war von der "christlichen Weltverschmutzung" mit Erbsünden, Kreuzigungen, Kreuzzügen, Schuld und Erlösungsphantasien, frei von Apokalypsen und monotheistischen Rechthabereien bezüglich Dogmen und einzelner Buchstaben in sogenannten "Heiligen Schriften".

 

Wir können diese Zeit nicht zurückholen und das Geschehene, die Abläufe der Ereignisse, nicht umkehren, aber wir können noch heute eintauchen in diese Welt von einst und lesend und verstehend nachspüren, wie das Leben von Catull, Ovid, Tibull, Vergil, Lukrez, Cicero oder vielen anderen Autoren von ihnen selbst empfunden und von ihnen schriftlich vermittelt wurde. 

 

Das war bevor die radikale Verneinung der existierenden Welt von frühen Christen, christlichen Mönchen bis hin zu sogenannten Reformatoren (Hus, Luther, Calvin) und vermeintlich aufklärerischen Geistern  (Kant, Rousseau, Marx...) unser reales, alltägliches, konkretes Leben den von ihnen propagierten überirdischen Ideen und Werten unterordnete und damit  den Körper, das Sinnliche und die Welt als solche im echten Sinne "entwertete". Zum Unglück von vielen Menschen....

 

Ovid, a.a. III 41 f.

quid vos perdiderit dicam nescistis amare

defuit ars vobis arte perennat amor

Was war euer Verderben? Ich möchte sagen: Ihr habt nicht zu lieben gewusst.
Euch fehlte die Kunst - mit Kunst überdauert Liebe Jahre


Kunst ist das, was am Ende den Menschen zum Menschen macht, ihn  durch die Sehnsucht des Ewigen vom sogenannten "natürlichen" der Tiere und Pflanzen, aber auch in gewissem Sinn durch seine Neigung zur Vergänglichkeit von den Göttinnen und Göttern  unterscheidet. Kunst scheint wie eine Sehnsucht zu sein, das Ewige und das Vergängliche zu verbinden. Und Kunst als solche Sehnsucht gewährt den Bestand der Liebe, der Liebe, aus der alles Leben und die Welt ihren Ursprung haben. Liebe ist hier Eros, Amor, Cupido - diese unbändige Suche nach dem Augenblick der Ewigkeit - und zum Beispiel nicht die unmenschliche Hingabe an das schuldeinflössende Abschlachten eines Sohnes zur Befriedigung der Sühnegelüste des allmächtigen Vaters.....

 

 


24102016 / 05122016 /

Ovid - Ars amatoria "Liebeskunst"

Leonard Cohen: „I've seen the nations rise and fall/I've heard their stories, heard them all/but love's the only engine of survival.“

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© Josef Büchelmeier